Donnerstag, 16. April 2020

ich vermisse das leben

der titel liest sich melodramatisch?
gut so.

ich meine es genau so.

wenn ich kurz in mich hineinblicke, toben die emotionen. allen voran die traurigkeit.
ich vermisse das leben draußen.
ich vermisse die unbeschwertheit meines lebens.
ich vermisse es menschen zu umarmen, die ich gern hab.

jedes treffen mit personen, immer mit mehr als genügend abstand, fühlt sich wie ein reality check an.
bis hierher und nicht weiter.
die welt hat eine linie gezogen. eine wichtige und schützende linie.
eine, die ich respektiere.
und dennoch umso mehr verfluche.
die welt steht (fast) still.

wie lange wird es dauern wenn ich nach all dem hier - denn ich muss daran glauben, dass es ein danach gibt - einer person am gehsteig begegne, dass ich nicht ausweiche. weggehe.
abstand wahren, schreit mich meine vernunft an.

ich will wieder auf menschen zugehen anstatt weg von ihnen.

ich habe liebeskummer.
es gibt keinen ausweg.
keine erleichterung, und die tatsache, dass es weltweit gilt, bricht mein herz nur noch mehr.
diesen bullshit von wegen "geteiltes leid ist halbes leid" will ich nicht hören.
"wir sitzen doch alle im gleichen boot."

die auswirkungen auf das soziale leben will ich mir nicht ausmalen, die diese pandemie langfristig haben wird.
wann werde ich einen herzensmenschen das nächste mal umarmen, ohne innerlich zusammenzuzucken und kurz panik zu haben?

wenn ich nicht mehr traurig sein kann, kommt die wut. das unverständnis, wenn gleich ich dem nie nachgeben werde. vernünftig bleiben. abstand halten.
abstand wird mein unwort des jahres.
fuck it.

diverse privilegien meinerseits lasse ich hier ebenfalls außen vor - mein blog, meine wahl.
ich wähle gerade meinem liebeskummer die plattform zu gewähren.
zumindest hier in dieser winzigen blase habe ich die volle kontrolle.
hier bestimme ich alleine.

und am ende. wenn die tränen vergossen, und die wut verraucht ist, kommt die resignation.
sie legt sich wie blei über meine emotionen. schließt sie ein.
konservierung nicht nötig - sie werden morgen noch da sein.

ich vermisse die leichtigkeit, die jeden frühling kommt, wenn die stadt aus dem winterschlaf erwacht.
wenn sich das leben langsam mehr draußen als drinnen abspielt.
die unbeschwertheit mit der ich mich dazu entscheiden konnte spontan den gesamten tag draußen zu verbringen. menschen zu treffen.
draußen zu sitzen ohne schlechtem gewissen.

vielleicht brauche ich etwas mehr grün um mich herum.


vielleicht brauche ich auch ein heilendes herz.


momentan bricht es mit jedem tag mehr entzwei.
ich spüre die splitter.

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